Die SEKEM-Schreinerei
In der Schreinerei arbeiten etwa zwölf ägyptische Schreiner. Von diesen ist einer hauptverantwortlich für die Ausbildung der Lehrlinge, die anderen arbeiten in der Produktion. Die Lehrwerkstatt ist nicht getrennt von der Produktionswerkstatt, neben reinen Übungen gibt es daher einen grossen Anteil an lernorientierter produktiver Arbeit zusammen einem der gelernten Schreiner. Jedes Jahr werden zwölf junge Menschen zur dreijährigen Ausbildung zu gelassen, es sind also 36 Lehrlinge auszubilden.
2012: Ausbau der Schreinerei-Ausbildung
Im Jahr 2012 ergab sich in der Schweiz die Möglichkeit, Schreinerei-Maschinen günstig anzuschaffen und zu transportieren und damit eine umfassende und praxisorientierte Lehrlingsausbildung in Ägypten zu ermöglichen. Damals begann die Zusammenarbeit zwischen Schweizer Unterstützenden und der SEKEM-Schreinerei.
Im November 2012 traf aus der Schweiz ein Container ein, er enthielt fünf Tonnen Schreinerei-Maschinen, diverse Kleingeräte sowie Ersatzteile und Verbrauchsmaterial. Mit der Lieferung verbunden war die Installation der Maschinen durch die vorherigen Besitzer und die Anpassung des Lehrplans. Die verbesserte Ausrüstung der Schreinerei und der angepasste Lehrplan waren wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer guten dualen Ausbildung.
Ende 2013 erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Lehrlingsausbildung: Der Schreiner Francis Corbat reiste für zehn Wochen nach Ägypten, um die Schreinerei zu betreuen. Dank seiner umfassenden Erfahrung in der Führung einer Werkstatt, im Design und der Vermarktung von Möbeln und im Umgang Lehrlingen und Mitarbeitern fand er schnell Anschluss und konnte dem Betrieb wichtige Impulse geben. Seither hat Francis Corbat immer wieder die Schreinerei besucht, um zum Beispiel die Überholung sämtlicher Maschinen durch ägyptisches Fachpersonal in die Wege zu leiten und dazu die nötigen Gelder aus der Schweiz mitzubringen.
Sowohl die Ausbildung wie die Produktion haben sich in den vergangenen Jahren erfreulich entwickelt. Für die Bauvorhaben von SEKEM, allem voran der Ausbau der eigenen Universität, konnte die Schreinerei eine grosse Zahl von Fenstern, Türen, Tischen und weiteren Holzgütern herstellen. Und während es anfangs selbstverständlich war, dass jährlich zwölf junge Männer Zugang zur Ausbildung erhielten, so ist es inzwischen selbstverständlich, dass die Hälfte der Lehranfänger:innen junge Frauen sind. Es gibt natürlich auch weibliche Lehrpersonen.
Der Unterstützungsbedarf heute
Die Unterstützung aus der Schweiz und zum Teil aus anderen Ländern darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schreinerei den allergrössten Teil des Jahres auf sich selber gestellt ist. Von SEKEM kann sie nur begrenzt Unterstützung erwarten, da dort sowohl die Mittel wie auch das schreinerische Know-how sehr limitiert sind. Deshalb sind jährliche oder zweijährliche Fachbesuche in der Schreinerei und materielle sowie finanzielle Unterstützung eine wichtige Voraussetzung, damit der Betrieb über Jahr und Tag gut funktioniert und sich entwickeln kann.
Ein wichtiger Bereich der Unterstützung betrifft den Maschinenpark. Die Schreinerei-Maschinen sind zwar erstklassige Geräte aus der Schweiz, Deutschland und anderen Ländern, sie sind aber sehr alt. Zudem sind in der Fertigungskette schwache Stellen: Mangels geeigneter Ausrüstung sind einige Abläufe umständlich und ineffizient.
Regelmässige Wartung der Maschinen und Ersatz von Verschleissmaterial wie Sägeblättern sind unabdingbar. Die Wartung durch auswärtige ägyptische Fachleute hat sich bewährt, allerdings wäre sie ohne die Finanzierung durch die Schweiz nicht möglich gewesen, und die Prioritätensetzung vor Ort durch Francis Corbat hat sicher 2018 zu einem guten Gesamtresultat beigetragen.
Der bestehende Maschinenpark bietet ein grosses Spektrum von Produktionsschritten, hat aber auch seine Grenzen. Deshalb ist es nötig, ihn im Rahmen des Möglichen auszubauen. Seit 2012 sind einige kleinere Maschinen dazugekommen, immer verbunden mit der Einführung der Geräte beim Personal und den Lehrlingen. Nun scheint die Zeit reif, um mit zwei Neuerungen den Schritt von der handwerklichen Einzel- zur seriellen Produktion zu machen.



